Schon im Voraus wurde uns von allen Seiten erzählt, dass die Pampa etwas komplett anderes als der Dschungel sei, es mehr Vegetation gäbe und man ganz einfach Tiere sehen könnte. Was erwartet uns also?
Denn so ganz glaubte ich den Bolivianern ja nicht mit ihrer Aussage, dass wir mit Leichtigkeit viele verschiedene Tiere sehen werden. Denn typisch für Bolivianer ist es, dass sie entweder total übertreiben oder aber alles schön reden und locker sehen. Niemals hätte ich gedacht, dass sie wirklich recht haben, vielleicht sogar untertrieben haben..
Gleich nach Ankunft in der Kleinstadt Rurrenabaque ging es auch sofort wieder weiter. Leicht verfröstelt aus dem Boot alles ausgeladen, in einen Landrover umgepackt, so dass wir uns schnell auf der Straße Richtung Pampa befanden. So wie die meisten bolivianischen Straßen sind, hüpften wir in dem Landrover herum und der ein oder andere Kopf knallte gegen die Scheibe oder sonst wo hin – wie sehr ich diese Straßen vermissen werde.
Auch wenn es in Rurrenabaque schon unglaublich vielfältig bewachsen und in grünen oder bunten Farben erscheint, veränderte sich die Vegetation bereits nach einer Stunde Fahrt auf dem Weg: die Sträucher und Büsche wuchsen höher und mehr Blumen zeigten ihre Farbpracht zwischen den langen Graßhalmen im Wind wehend, während große Vögel am blauen Himmel ihre Runden drehten. Dieser traumhafte Anblick der Landschaft ließ Sucre wie eine trockene, gar traurige Wüste erscheinen. Da sind nämlich ein paar Bäume auf der Plaza das Naturhighlight! Des Weiteren merkte ich mal wieder, wie sehr mir solch ein Anblick fehlt und vor allem, wie sehr es mir fehlt mich in der Natur aufzuhalten.
Nach zwei Stunden ruckelnder Fahrt, einem platten Reifen und trockene, staubige Luft im Innern, stiegen wir aus dem Landrover heraus und befanden uns am ‚Hafen‘ zur Pampa. Von dort aus ging es von nun an nur noch im Boot oder zu Fuß weiter.
Also luden wir wieder alles in ein kleines langes Bötchen um, breiteten uns auf den Sitzen auf und waren schon sehr gespannt, was uns gleich erwartet. Im ersten Moment konnte ich meinen Augen nicht trauen, als der große, schuppige Körper eines Krokodiles am Flussufer erschien, reglos mit offenem Maul in der Sonne verweilte und seine spitzen, gefährlichen Zähne offenbarte.
Sofort zückten wir natürlich auch unsere Kameras, um diesen Blick festzuhalten. Nach nur 20 Sekunden weiterem Getucker mit dem Boot, erblickten wir auf einmal noch welche, und noch welche, immer mehr.
Immer wieder kamen uns verschiedene, und scheinbar immer mehr Krokodile zu Gesicht – Ob sofort sichtbar am Flussufer, halb im Wasser liegend, hinter Büschen oder Sträuchern ‚versteckt‘, geschützt vor der Sonne oder aus dem Wasser auftauchend, lauernd mit ihren gelben Augen im Wasser.
Während wir beeindruckt und mit Respekt die gefährlichen Tiere beobachteten, bekamen wir auch interessante Vogelarten zu sehen: storchenähnliche Vögel, Rosafarbene oder welche mit einem ziemlich witzigen Haarbüschel auf dem Kopf. Beim Absprung hinterließen sie das Rascheln der Äste, wodurch sie die Aufmerksamkeit auf sich und ihr tolles Federkleid lenkten – blaue, gelbe oder feuerrote Federn die immer mal wieder zwischen den Blättern oder aufsteigend in den Himmel zu sehen waren.
Auch zahlreiche Schildkröten und Flusschweine kreuzten unsere Wege.
Ich selbst konnte in diesem Moment die ganze Situation nicht richtig wahrhaben bzw. nachvollziehen: In dem Dschungel sind wir drei Tage schweigend, wachsam und ausschauend nach Tieren durch den Wald geschlichen. Haben bei jedem noch so leisesten und unscheinbarsten Geräusch abrupt angehalten, um unsere Umgebung genau zu betrachten, zu beobachten. Auch wenn wir eigentlich nie ein Tier erblickt haben, waren wir aufgeregt und sind dann umso mehr vor Freude ‚durchgedreht‘, als wir die Affen, einen kleinen Vogel und das Krokodil im Piranhasee gesehen haben – das war die ‚ganze Ausbeute‘.
Und jetzt, nach nur 5 Minuten, gemütlich sitzend in dem Boot durch die Pampa haben wir schon mehr Tiere gesehen als in den gesamten 3 Tagen im Dschungel. Ausnahmsweise hatten die Bolivianer mit ihrer Aussage am Anfang mal wirklich recht..
Anfangs zählten wir noch die Krokodile, schreckten bei jedem Anblick wieder auf, deuteten hektisch und aufgeregt hin, um sie den anderen zu zeigen. Nach dem 25igsten oder 30igsten ließ diese Aufregung jedoch immer mehr nach: Wir ließen uns in die Stühle des Bootes fallen, genossen die Sonne, blickten uns um und nahmen den Anblick der zahlreichen Krokodile mittlerweile schon als normal wahr – wer hätte das gedacht? Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich irgendwann mal an hunderten von Krokodilen vorbeifahre, aber total entspannt und ruhig in einem Boot sitze und den Ungeheuern nur noch recht wenig Beachtung schenke – ich hätte das bestimmt keinem geglaubt.
In diesem Moment war dies aber wirklich der Fall, denn alle 4 Meter kamen neuen Krokodile: Kleine und Große, im Wasser, am Ufer, mit offenem Mund oder im Wasser treibend.
Während wir diese also nur noch mit Ruhe und Gelassenheit betrachteten, amüsierten wir uns ziemlich über unseren neuen Leiter, der das Boot auf seine Art und Weise lenkte. Er war zwar unglaublich nett, aber schien nicht gerade einer der Schlausten zu sein. Noch weniger hatten wir den Eindruck, dass er im Bootfahren und Lenken eine besondere Fähigkeit hat – so düsten wir gegen Bäume, blieben am Ufer stecken und brauchten 5 Minuten, bis er rückwärts wieder rausfuhr, fuhren mitten durch die schwimmenden ‚Wiesen‘ und fuhren nur selten elegant und gekonnt um eine Kurve – Demnach hatten wir immer eine sehr abwechslungsreiche und zum Teil turbulente, dennoch auch sehr amüsante Fahrt mit unserem Leiter.
Dennoch erreichten wir unser erstes Halteziel: Eine größere Fläche auf dem Fluss, wo eine neue Attraktion der Pampa auf uns wartete. Der Fluss ist nämlich nicht nur ein zu Hause für die zahlreichen Krokodile, verschiedene Fischarten, darunter auch Piranhas, sondern auch für Delfinen. Immer wieder lenkten sie die Aufmerksamkeit mit einem lauten Zischen beim Auftauchen auf sich und zeigten ihren grauen Körper aus dem braunen Wasser hervorkommen.
Wieder voller Aufregung ließen wir die Blicke über das ruhige Wasser treiben, um schnellstmöglich auf den nächsten auftauchenden Delfin zu deuten. Jedoch blieb es nicht nur bei dem Beobachten: Wir hatten auch die Möglichkeit mit den Delfinen zu schwimmen. Schon bei unserer Einfahrt an diese Stelle sahen wir Touristen im Wasser herumschwimmen. Bei diesem Anblick fragte ich mich, ob die eigentlich komplett verrückt und durchgeknallt sind. Denn nicht einmal 15m entfernt und am gegenüberliegenden Ufer starrten einen die Augen eines Krokodils an, lauerten, um alles im Blick zu haben.
Dennoch dauerte es nicht lange und ich musste mich selbst zu den Verrückten und Durchgeknallten zählen, als ich mich ins Wasser stürzte. So ganz wohl und sicher fühlte ich mich dabei aber ehrlich gesagt nicht gerade. 2 h lang haben wir über hundert Krokodile gesehen, von kleinen bis zu ausgewachsenen, die ihre tödlichen Zähne immer wieder demonstrierten. Dazu kam das Wissen, dass sich im gleichen Gewässer auch Piranhas befinden – eine noch bessere Kombination aus gefährlichen Tieren gibt es nur selten.
Und dennoch befand ich mich in diesem Gewässer und schwamm umher. Sobald mich etwas am Bein berührte zuckte ich immer wieder zusammen und strampelte wie wild um mich. Ich hatte ja keine Ahnung, was für ein Tier da gerade um meine Beine seine Runden dreht, da ich durch das braune Wasser komplett nichts sehen konnte. So schnell wie ich drinne war, war ich aber auch schon wieder draußen und beobachtete lieber von außerhalb noch die Restlichen, die vergeblich versuchten mit den Delfinen zu schwimmen. Sobald sie an der Stelle waren, an der die Delfine auftauchten und kleine Wellen im stillen Wasser hinterließen, verschwanden sich schon wieder und tauchten ganz woanders auf. Nach diesem kleinen Adrenalinkick war ich ziemlich froh wieder im ’sicheren‘ Boot zu sein und in Richtung unseres neuen Camps zu fahren.
Auf dem Weg dorthin bekamen wir nochmal einen anderen Einblick in die Tierwelt der Pampa: Von Weitem konnte ich nur kleine gelbliche Punkte in einem Baum umherhüpfen- und springen sehen. Diese stellten sich dann als viele kleine Äffchen heraus, die auch ihr zu Hause in den Bäumen am Fluss erwählten. Leicht zurückhaltend verharrten sie an ihrem Platz, blickten uns mit ihren dunklen Knopfaugen an, bis sie wieder wie gewohnt wie wild in den Bäumen umherkletterten. Außerdem verging die Schüchternheit auch sehr schnell, als sie die Bananen in unserem Boot vernahmen. Langsam stiegen sie auf das Rand des Bootes, um dann schnell unter den Stühlen zu den Bananen zu flitzen, sogar einige gekonnt ergatterten und dann ihre Beute sicher auf die Bäume zu bringen. Nun schauten sie uns nicht mehr ruhig und zurückhaltend, sondern mit mampfenden Mund an – wir hofften nur, dass das nicht unser Frühstück war.
Am frühen Nachmittag erreichten wir unser Camp, richteten uns in den Hütten ein und versicherten uns, dass nirgends in der Nähe Krokodile ihr Unwesen treiben.
Viel Zeit blieb uns jedoch erstmals nicht, denn gegen Abend fuhren wir an einen Aussichtspunkt, um von dort aus den Sonnenuntergang zu bewundern: Wie der Himmel Stück für Stück zuerst in sanfte rot- , gelb- und organtöne getaucht wurde, bis die Sonne als roter, leuchtender Feuerball am Horizont verschwand. Ich konnte meinen Blick keine Sekunde vom Horizont nehmen, da es einfach so traumhaft schön war. Mit dem Fluss im Vordergrund, den verwurzelten Bäumen am Ufer und der weite Blick in die Ferne, über große Wiesen, Pflanzen und Bäumen hinweg. Schon viel zu lange hatte ich nicht mehr solch einen Ausblick, oder überhaupt einen Sonnenuntergang miterlebt.
Als wir wieder zu unserem Camp zurückfuhren, war der Himmel immer noch in den verschiedensten Farben getaucht, aber wurde von der anstehenden Nacht immer dunkler. Als wir uns nur noch mit Taschenlampen zurechtfinden konnten, schwangen wir uns nochmals ins Boot, um den Tag mit einer Nachtfahrt abzuschließen. Langsam und mit leisem Motor fuhren wir auf dem Gewässer entlang – in völliger Dunkelheit und Stille. Ich ließ den Schein meiner Taschenlampe über die Wasseroberfläche gleiten und fragte mich, wie ich dort nur baden gehen konnte: Ein Lichtermeer offenbarte sich von rot leuchtenden, bedrohend wirkenden Augen im Wasser. Furchteinflößende Geräusche der Krokodile ertönten oder das Plätschern von Wasser, als sich eines hineinbegab. Von allen Seiten, an jeder Ecke und durch jedes Gebüsch hindurch offenbarten sich leuchtende Punkte – die Augen, reflektiert von unseren Taschenlampen. Um die ganze Situation auf uns Wirken zu lassen, schalteten wir den Motor, so wie auch unsere Taschenlampen ab. Sofort umgab uns Dunkelheit und Stille. Nun war nur der klare Himmel das Lichtermeer mit seinen hell leuchtenden Sternen über uns. Ruhig und mit geschlossenen Augen trieben wir auf dem Wasser umher, lauschte, vernahmen Geräusche und versuchten die zuzuordnen. Neben Grillengeräusche ertönten merkwürdige, tiefe Brummer oder das wilde Geschrei irgendwelcher Vögel. Das Rascheln von Ästen, wenn einer zum Flug absprang oder leise Geräusche aus dem Wasser. Einerseits war es beruhigend, so unscheinbar und still wie wir auf dem Wasser herumgetrieben sind. Dabei der Natur zu lauschen und die Tierwelt anhand der Geräusche wahrzunehmen. Andererseits aber auch mit der Vorstellung und dem Wissen, dass uns ständig lauernde Krokodile anstarren und neben unserem Boot umherschwimmen, beängstigend, gar erdrückend. Mit dem Blick in den Sternenhimmel konnte ich dieses Gefühl unterdrücken, ins Träumen verfallen und mich fast darin verlieren, so fesselnd wie dieser Anblick klaren, leuchtenden Sternenhimmels war. Auch am Steg zu unserem Camp erblickten wir die bedrohlichen Augen, um dann mit einem leicht unsicheren Gefühl ins Bett zu gehen.
Tag 2
Der Tag begann schon sehr früh für uns: Im Morgengrauen mit noch leichter Dunkelheit, Nebelschwaden über dem Fluss und fühlbarer Feuchtigkeit in der Luft stiegen wir müde ins Boot, um wieder von einem Aussichtspunkt den Sonnenaufgang zu betrachten. Dieser war für mich persönlich noch schöner – einfach traumhaft das Farbspiel des Himmels mitzuverfolgen.
Wie beim Sonnenuntergang erschien der Himmel in zahlreichen verschiedenen Farben: Von sanften lilatönen bis zu kräftigen und intensiven Geld- und Orangetönen. Dabei die Wolken, wie sie sich Stück für Stück von einander lösen, entfernen und immer mehr des Himmels preisgeben. Bei jedem Blick entdeckte ich neue Facetten und konnte es kaum erwarten, bis der intensiv leuchtende Sonnenball hinter den Bäumen emporstieg – in einem kräftigen Orange, Gelb oder fast Gold. Die Allgemeinsituation an sich, mit dem Fluss und den darauf treibenden Booten im Vordergrund und das plötzlich vermehrte Gezwitscher von Vögeln, die auch wie wir den herrlichen Tag begrüßten, war unglaublich schön.
Gleich nach dem Frühstück mussten wir erstmal einige Stiefel anprobieren, und zwar Gummistiefel. Leider sind mit der Zeit schon einige Paare verloren gegangen, so dass der rechte Stiefel passte und der linke in einer anderen Farbe viel zu groß war – was soll’s. Hauptsache irgendwelche Gummistiefel, um uns auf ins nächste Pampa – Erlebnis zu stürzen: Die Suche nach Anacondas.
Dazu fuhren wir mit dem Boot zu deren ‚zu Hause‘, um durch stinkenden Matsch bzw. kleinen Sümpfen zu stiefeln. Dabei hatte ich immer Angst stecken zu bleiben und entweder ohne Gummistiefel in die Pampe zu treten oder umzukippen und darin zu versinken.
Vor diesem überaus tollen Matschgang meinte unser Leiter, dass wir uns nicht bewegen und nach ihm rufen, falls wir auf einmal vor einer Anaconda oder einem Krokodil stehen sollten. Er würde dann sofort kommen, so dass nichts passiert – Auf diesem Boden ’schnell mal eben kommen und die Situation klären‘, erschien schon im Voraus als unmöglich. Ach, auf unseren Leiter ist aber doch immer Verlass.
So hoffte ich bei jedem Schritt nur, dass sich der Boden unter mir nicht wölbt, ich eine Bewegung spüre und auf einer Anaconda herumlaufe. Den ganzen Vormittag liefen wir in dieser Pampe herum, während so manche die Hoffnung hatten einen Blick auf das besagte Tier zu werfen.
Als wir nach 1 Stunde in praller Sonne immer noch erfolglos herumliefen, und es auch fast unmöglich erschien jemals auf diesem riesigen Gebiet ein Blick auf sie zu werfen, ließ die Lust und Motivation immer mehr nach. Ich persönlich war so wieso nicht ganz so wild drauf die Riesenschlange zu sehen.
Mit dem Hintergedanken dann wenigstens die ‚Erkundungstour‘ in der Natur zu genießen, hatte ich mich jedoch auch geirrt: Nur ziemlich schwer ließ es sich auf diesem Gebiet laufen, so dass ich die meiste Zeit in den Matsch starren musste, jede Auftrittstelle erstmal vortestete, um nicht doch noch auf den letzten paar Metern im stinkenden Schlamm unterzugehen und meine letzte Kleidung in Brauntöne färbte. Stetig begleitet von dem knartschendem Geräusch bei jedem Schritt, erreichten wir erfolglos mit unserer Suche das andere Ende des Anacondasgebiet. Ziemlich froh, dass diese Tour endlich vorbei war, ich selbst nicht mit Matsch voll war und auch keine Begegnung mit einer Anaconda hatte, begaben wir uns wieder auf den Rückweg ins Camp und genossen dort in der Sonne die tolle abenteuerliche Atmosphäre.
Am späten Nachmittag verabschiedeten wir einen Teil der Gruppe, die schon eher wieder zurückflogen. Ich wollte jedoch noch einen Tag mehr von dem Abenteuer haben und auch die Urlaubsatmosphäre genießen. Sowir beendeten wir den Tag wieder mit dem traumhaften Anblick des Sonnenunterganges.
Tag 3
Am letzten Tag in der Pampa stand eigentlich nichts Neues an – ‚Nur‘ wieder eine nervliche Herausforderung, gar eine Mutprobe: ein weiteres Mal Schwimmen mit den Delfinen. Und wo befinden sich die Delfine? Natürlich im gleichen Gewässer wie die Krokodile, Piranhas und was weiß ich für andere gefährliche Tiere, die das Wasser freundlich und brüderlich teilen – Super!
Ein bisschen misstrauisch und gehemmt packte ich also meine Badesachen in den Rucksack, bevor wir wieder mit unserem kleinen Bötchen und dem sehr begabten Fahrer zur besagten Schwimmstelle fuhren. Unsicher hielt ich zuerst die ganze Zeit meine Füße ins Wasser, ließ sie darin baumeln und genoss die wärmenden Sonnenstrahlen in meinem Gesicht. Währenddessen zückte unser Leiter eine selbstgebaute ‚Angel‘, hang rohes Fleisch daran und schmiss es schwunghaft, im hohen Bogen ins Wasser. Es war zwar eigentlich schon offensichtlich was er vorhatte, dennoch fragte ich noch einmal nach und versicherte mich: Piranhas fischen – Klar, was denn auch sonst.
Das war natürlich sehr motivierend und beruhigte meine Nerven erheblich. Mit ängstlichem Blick begutachtete ich das Wasser um meine Füße, so wie auch die uns umgebenden Ufern, von denen mich mal wieder zahlreiche Augen anstarrten.
Die Zeit verging, während wir einfach nur auf unserem Boot saßen, die Delfine beobachteten und uns der Leiter stolz seinen Fang präsentierte.
Ein anderes Boot mit Touristen kam angefangen – wahrscheinlich mit der gleichen Absicht wie wir. Dennoch hatten alle auch die gleiche Reaktion wie wir: Erstmal abwarten, sich umsehen und lieber die Sonnenstrahlen ohne Stress genießen.
Ich weiß selbst nicht so genau, wieso ich mich dann doch plötzlich im Wasser befand. Nachdem ich mir wahrscheinlich dachte ‚Den zeigen wir es!‘ , sprang ich vom Boot und tauchte ins Wasser ab – Zwar war ziemlich viel Angst und Adrenalin vermischt, aber trotzdem war es ein tolles und erfrischendes Gefühl. Nach 5 Minuten im Wasser verging auch die Angst und Unsicherheit Stück für Stück. Denn hätten die Tiere böse Absichten gehabt, dann hätte ich diese schon längst gespürt. Immer wieder versuchten wir einen der Delfine zu berühren und schwammen so schnell wie wir könnten an die ‚Auftauchstellen‘, so dass wir die Zeit völlig vergaßen. Eine Stunde lang schwammen wir wie verrückt in dem ‚gefährlichen‘ Wasser herum, um vergeblich mit den Delfinen zu schwimmen. Dennoch war es ein tolles Erlebnis und eine tolle Erfahrung – Mutprobe bestanden!
Nach dieser nervlichen Strapaze war nur noch Entspannung und die Rückfahrt nach Rurrenabaque angesagt. Noch ein letztes Mal mit dem Boot über den Fluss zischen, um dann mit dem Landrover wieder in die Kleinstadt zu fahren.
Leicht erschöpft und mit tausenden neuen Bildern und Eindrücken im Kopf, fielen wir erschöpft ins Bett.
Am nächsten Tag begrüßten uns schon früh morgen die ersten Sonnenstrahlen und warmer Wind wehte uns durch die Haare. Perfekt für unseren heutigen Tagesplan: Zu einer kleinen Poollandschaft auf einem Mirador, dem Aussichtspunkt Rurrenabaque zu fahren. In traumhaft schöner Lage verbrachten wir dort den ganzen Vormittag, genossen die restliche Zeit unseres Urlaubs am Pool, bevor wir am nächsten Tag wieder in den Flieger steigen mussten. Mir graute es schon ziemlich vor der eisigen Kälte in El Alto..