Uros – Die Inseln auf dem Lago Titicaca

Nach dieser erlebnisreichen Macchu Pichu Tour, war unser Abenteuer noch nicht ganz beendet. Nachdem wir uns von den tollen Leuten verabschiedeten, die wir auf unserer Reise kennengelernt hatten, ging es mit eine Zwischenstopp wieder zurück in unser mittlerweile vertrautes Land: Bolivien.

So verbrachten wir noch einen Tag in Puno, ein kleines Städtchen am Lago Titicaca auf der peruanischen Seite. Mit sonnigem Wetter und Lage am See genossen wir die ‚Urlaubsatmosphäre‘. Auch dort erwartete uns mit dem Ausflug auf die ‚Uros‘, Floating Islands, eine neue Kultur, mit ihrer ganz eigenen Art zu leben.

Mit Sonnenstrahlen im Gesicht und dem Fahrtwind in den Haaren fuhren wir mit einem Boot über dem Lago Titicaca entlang, bis wir schon bald die ersten Inseln aus Tortora (einer Schilfart) auf dem Wasser schwimmen sahen.

Wenige Sekunden weiterer Fahrt offenbarte sich ein sehr interessanter und faszinierender Anblick mitten auf den blauen Weiten des Sees: Eine Insel nach der anderen, mit Häusern aus Schilf und Türmen, reihen sich aneinander. Darauf liefen Cholitas mit ihren Trachten herum, grüßten und winkten uns zu, als sei es das Normalste auf Erden. Nur schwer konnte ich begreifen, dass ich mich gerade mitten in deren Dorf befinde, und wie mit einem Auto durch die Straßen und an deren Häusern vorbeifahre.

Auf zwei dieser Inseln machten wir halt, um direkt von den Einwohnern mehr über deren Lebensweise und Geschichte zu erfahren. Seit 400 Jahren leben die Menschen dort in ihrer eigenen kleinen Welt mitten auf dem See. Jede Familie hat ihre eigene Insel mit eigenem Namen und sogar einem ‚Präsidenten‘ dieser Insel.

Dieser stellte uns sein Reich vor, wie die Inseln aufgebaut sind und wie die Menschen dort Leben: Die Wurzeln der Pflanze werden mit der Erde in Form von Klötzen herausgehauen und später zu der gewünschten Größe zusammengebunden. Diese Erdklötze bilden die Base einer jeder Insel und treiben ruhig wie Luftmatratzen auf dem Wasser herum.

Darauf werden verschiedene Schichten des Schilfs gestapelt, die die Feuchtigkeit des Wassers in den Erdklötzen aufsaugt und somit einen ‚trockenen‘ Boden darstellt.

Anfangs war es ziemlich merkwürdig und unsicher auf einer dieser Inseln zu laufen: So wie der Fuß bei jedem Schritt das trockene Schilf knacken lässt und ein Stück in den Boden einsinkt. Die Vorstellung, dass sie auf diesen Inseln auch Fußball spielen, war dann noch merkwürdiger. Da würde es mich jedoch interessieren, wie oft sich jmd. opfern und ins Wasser springen muss, um den Ball wieder zu holen.

Trotz des unsicheren Gefühls beim Laufen, sind die Inseln sehr stabil. Kleine Strohhäuser, Aussichtstürme und eine große Menschenmasse hält die Insel locker aus. Auch Feste oder Hochzeiten werden dort ohne weiteres gefeiert, so wie es sich für das generelle feierlustige Volk Perus und Boliviens gehört. Da müssen sie nur aufpassen, dass einer nicht zu viel trinkt und in einem Schwung im kalten Wasser landet.

 

Alle 13 Tage müssen sie den Boden aus Schilf erneuern, so dass keine Feuchtigkeit in die Häuser übergeht. Zum Glück wächst überall um dem See die notwendige Pflanze Tortora, so dass jede Familie immer genügend für ihre Inseln zur Verfügung haben. Mit einem Anker wird die Insel gesichert, so dass sie an Ort und Stelle bleibt und nicht bei dem kleinsten Windstoß an der bolivianischen ‚Küste‘ strandet.

Solch eine Flexibilität hat aber auch so manch seine Vorteile: Wenn es Probleme oder Auseinandersetzungen mit den Inselnachbarn gibt,wird kurzerhand der Anker eingezogen und eben ein neuer Platz gesucht, an dem mehr Harmonie und Ruhe herrscht.

Dennoch herrscht ein starker Zusammenhalt innerhalb des Dorfes: Die Familien bleiben immer zusammen auf einer Insel, helfen  und unterstützen sich gegenseitig. Wenn zusätzliche Hilfe benötigt wird, dient der Aussichtsturm einer jeder Insel zur Kommunikation. Dann reagieren sie sofort, setzen sich in ihr Boot und tuckern zu der anderen Insel.

Damit sie sich nicht im Dunkeln auf allen Vieren vorsichtig umhertasten und bewegen müssen, nutzen sie Solarenergie, um dort draußen wenigstens ein bisschen Licht zu haben. Trotzdem wird noch mit der alten, traditionellen Art und Weise auf einer Steinplatte gekocht. Da kommt es leider nicht selten vor, dass lodernde Flammen eine Insel zerstören. So oder so müssen sie aber alle 30 – 40 Jahre die komplette Insel aufgeben und sich ein neues zu Hause bauen. Denn mit der Zeit lösen sich die Erdklötze auf und die Feuchtigkeit dringt immer schneller an die Oberfläche.

Ein merkwürdiger aber erstaunlicher Anblick auf der zweiten Insel, waren ein Restaurant, eine Bar und kleine ‚Tiendas‘, die Pullover und andere Mitbringsel verkaufen. Wer erwartet schon auf einer kleinen Insel aus Schilf irgendwo auf einem See ein Restaurant?

Sogar über eine Grundschule verfügt dieses Dorf, zu der anstatt ein Schulbus eben ein ‚Schulboot‘ jeden Morgen seine Runden dreht. Für mich ist es wirklich bewundernswert und erstaunlich, wie die Menschen über 400 Jahre ihre Lebensweise beibehalten und sich ihr eigenes Dorf mit allem Notwendigen aufgebaut haben – Ihr einzigartiges Leben eben dort leben. Eine für mich ganz neue, und wahrscheinlich auch oft nicht einfache Art

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